Bespitzelte Spitzel

Einfach mal "Zurück-Spionieren"!

 

Mit einer irrwitzigen Aktion versuchte eine Gruppe Oppositioneller 1989 in Leipzig die Stasi mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. In den Fokus von Polizei und Staatssicherheit geraten, wurden die Mitglieder observiert - und zwar auf  äußerst auffällige Art und Weise. 

 

Genervt von der ständigen Überwachung kam der damals 25-jährige Student Michael Arnold auf die Idee, es den Spitzel gleichzutun und seinerseits die Staatssicherheit zu überwachen. Dafür kaufte er sich eigens ein 500 mm Teleobjektiv, mit dem er sich in einem Gebäude gegenüber der Leipziger Stasi-Zentrale auf die Lauer legte.

 

Entstanden sind so wohl einzigartige Aufnahmen von Stasi-Mitarbeitern. Da er des öfteren vor den Dienstgebäuden gesehen wurde, wird Michael Arnold schließlich "zur Klärung eines Sachverhaltes" einbestellt. Dabei setzt er seiner Aktion die Krone auf, indem er das Verhör mit Mikrofon und Walkman aufzeichnet. Nicht auszudenken, wenn das aufgeflogen wäre.

 

Nachlesen kann man diese unglaubliche Geschichte im neu erschienenen Buch des SPIEGEL-Redakteurs Peter Wensierski "Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution".  Auch der SPIEGEL selbst berichtet in Ausgabe 10/2017 darüber. Hinter der Aktion von Michael Arnold, der heute als Zahnarzt in Dresden arbeitet, streckte aber noch mehr als bloße Rachegelüste. 

 

Es war die Erkenntnis, daß ein Geheimdienst nur so lange Geheim ist, bis man ihn und seine Mitglieder offenlegt. Indem er die Spitzel ans Licht der Öffentlichkeit zerrte, verloren Sie ihren Schrecken.

 

Spiegel-Beitrag aus Heft 10/2017 (paid) Quelle: DER SPIEGEL 

Video zum SPIEGEL-Beitrag Quelle: DER SPIEGEL 

Informationen zum Buch von Peter Wensierski Quelle: Random House