Es hört niemals auf

Es waren 300.000 Menschen, die zwischen 1945 und 1989 in der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR inhaftiert wurden. Hinzu kommen Betroffene von Zwangsadoption, Heimen und Jugendwerkhöfen, sowie Opfer von Zersetzungsmaßnahmen der Staatssicherheit. Die Gewalt der Diktatur hat Spuren hinterlassen - bis heute.

 

Noch immer leiden mehr als 100.000 Menschen unter psychischen Folgeschäden wie Angststörungen, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher, denn viele der Traumatisierten haben niemals professionelle Hilfe gesucht.

 

Psychologen bezeichnen diese Spätfolgen auch als "unsichtbare Wunde im Selbst". Die Folgen erleben die Betroffenen oftmals erst nach Jahren, ohne erkennbaren Zusammenhang. Zudem verursachte die Tatsache, dass viele Täter nicht bestraft wurden und ihrerseits die Opfer verhöhnen, eine Retraumatisierung. Dabei beschränken sich die Probleme oft nicht nur auf die Betroffenen selbst. Sie haben, wie psychologische Studien beweisen, noch Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen.

 

Wolfgang Welsch, ehemaliger Fluchthelfer und selbst Opfer des DDR-Regimes schreibt dazu: "Angesichts zunehmender Versuche ehemaliger Stasi-Mitarbeiter und deren Spitzel, die Tätigkeit der DDR-Geheimpolizei zu verharmlosen, muss vor den Folgen für die Opfer von Repression und Verfolgung gewarnt werden. Solche Auftritte und Reinwaschungsversuche [...] sind für die Psyche der Verfolgten ein ernst zu nehmender Rückschlag."

 

Die DDR-Diktatur hat der heutigen Gesellschaft ein schweres Erbe überlassen. Man darf eben nicht "Gras über die Sache wachsen lassen", es darf kein Schlußstrich gezogen werden, denn die alten Wunden heilen nicht. Im Sinne der Opfer darf nichts verharmlost werden, jedem "es war doch nicht so schlimm" muss entschieden begegnet werden. Das sind wir den Opfern schuldig.

 

Hier noch einige Links zum Thema:

Von der DDR verfolgt Quelle: Der Tagesspiegel

Psychotherapie in der DDR: Die Opfer leiden, die Täter verschwinden Quelle: aerzeblatt.de

Im Teufelskreis des Traumas – Traumafolgen nach politischer Haft in der DDR Quelle: TRAUMA & GEWALT 3. Jahrgang Heft 4/2009

Uns wirst Du niemals los Quelle: stasiopfer.com